Rudolf Berner (19071977) veröffentlichte 1940 in Schweden seinen Bericht Die unsichtbare Front über die illegalen AnarchosyndikalistInnen in NaziDeutschland (»Barbarien«), wohin er Anfang 1937 gereist war. Den GenossInnen in Deutschland sollte Berner im Auftrag der Gruppe DAS (Deutsche Anarchosyndikalisten im Ausland) über den Spanischen Bürgerkrieg berichten, weil, wie er schreibt, die deutschen Nachrichten nur »Schreckensbilder aus der ganzen Welt und paradiesische Lügen aus der eigenen Hölle« präsentiert hätten. Gleichzeitig war sein Auftrag, Informationen über den illegalen Kampf in Deutschland zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Berner reiste über Paris nach Köln, weiter nach Wuppertal und Düsseldorf, Leipzig und Berlin. Von dort gelangte er über Stockholm nach Polen, um Verbindung zum anarchosyndikalistischen Flügel der polnischen Gewerkschaft ZZZ aufzunehmen und Genossen aus Oberschlesien zu treffen. Hier übernahm er die Aufgabe, Solidaritätsgelder nach Spanien zu schmuggeln, und fuhr über Berlin und Köln zurück nach Paris. Seine Mission, zwischen den Illegalen und denen, die im Exil wirkten, Verbindungen herzustellen, scheiterte allerdings an der Verhaftungswelle von 1 937.
Nun liegt Berners Bericht auch in deutscher Sprache vor. Darüber hinaus entschlüsselten die Herausgeber Andreas Graf und Dieter Nelles die meisten der von Berner codierten Namen und Orte, ergänzten den Text durch biographische Notizen und geben den Stand der Forschungen zum anarchosyndikalistischen Exil und Widerstand zwischen 1933 und 1945 wieder.
Jürgen Knoblauch
Aus: Die Beute. Politik und Verbrechen - Sommer 1997, Nr. 14 (2/1997), S. 138f.