Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus - DadA 

Abteilung: Periodika 1798 - 2001 ff.
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DadA-Periodika, Dok.-Nr.: DA-P0001384


Revolution <München, Hrsg. H. Leybold u.a.>

Untertitel: Zweiwochenschrift
Herausgeber: Hans Leybold, Franz Jung u. Hugo Ball
Verlag: Heinrich F.S. Bachmair (1889-1960)
Ort: München
Land: Deutschland
Erscheinungszeitraum: Jg.1 (1913), Nr.1 (15. Okt.) - 5 (20. Dez.)
Auflage: 3000
Preis: 10 Pf.
Bemerkungen: In dieser expressionistischen, im gewissen Sinne früh-dadaistischen Zeitschrift mit libertären Tendenzen veröffentlichte fast die gesamte litearische bzw. künstlerische Avantgarde dieser Zeit. Die erste Nummer vom 15. Oktober 1913 brachte einen Revolutionsaufruf von Erich Mühsam. Die Nr.5 vom 20. Dezember 1913 war eine Sondernummer für Georg Groß, dem "Psychoanalytiker der Münchner Boheme", der sich der Gruppe "Aktion" um Franz Pfemfert angeschlossen hatte. Er wird im November 1913 als gefährlicher Anarchist verhaftet, nach Österreich abgeschoben und schließlich auf Veranlassung seines Vaters (Hans Groß, Prof. für Kriminalistik) in der Privat-Irrenanstalt Tulln bei Wien interniert. Das Urteil der Amtsärzte lautete: Wahnsinn im Sinne des Gesetzes. Nach einer breit angelegten Pressekampagnie, die eine gewaltsame Befreiung befürchten ließ, wird Otto Groß am 8. Juli 1914 als geheilt entlassen, bleibt aber weiter unter Kuratel.
Der Bezug der Zeitschrift zum Anarchismus wird von van den Berg explizit untersucht. Er kommt zu der Einschätzung:
"Im Hinblick auf das Verhältnis zum sozialpolitischen Anarchismus im Umkreis der Zeitschrift 'Revolution' läßt sich [...] zunächst folgern: Der Anarchismus wird wahrgenommen und auf den Anarchismus wird zwar angespielt, der sozialpolitische Kern des Anarchismus bleibt jedoch unberücksichtigt, schwingt nur noch sehr verschwommen mit oder wird sogar ausgeklammert. Im expressionistischen Aufbegehren, so wie dieses sich in 'Revolution' abzeichnet, wird zwar auf den Anarchismus angespielt, zugleich wird dieser Anarchismus entpolitisiert. Er wird zum vitalistischen Insignum und Stilismus, zum Hinweis auf die Radikalität eines politisch unbestimmten Unbehagens und diffusen Aufbruchs.
Indessen wird der Anarchismus nicht nur in entkernter Form äußerlich angeeignet. Insofern der Anarchismus nicht als Gesamtpaket übernommen wird, kann in dieser Hinsicht bei der Zeitschrift 'Revolution' von Anarchismus im Sinne des anarchistischen Selbstverständnisses nicht gesprochen werden. Trotzdem gab es insbesondere ein Element aus der damaligen anarchistischen Theoriebildung und Praxis des Boheme-Anarchismus, das nicht nur in Mühsams manifestartigem Auftakt im ersten Heft von 'Revolution' einen wichtigen Platz einnahm, sondern auch in anderen Beiträgen in 'Revolution' übernommen wurde bzw. im expressionizischen subkulturellen und literarischen Selbstverständnis ebenfalls einen Schwerpunkt bildete: die Freisetzung reglementierter, unterdrückter Sexualität aus der Zwangsjacke bürgerlicher Konventionalität - die sogenannte ,freie Liebe'." (Berg: Avantgarde und Anarchismus, S.125)

Repression: Die erste Nummer wurde wegen des Gedichts "Der Henker" von Hugo Ball vorübergehend konfisziert.
Beiträger: Baum, P.; Becher, Johannes R.; Bass, E.; Brod, Max; Cendrars, B.; Guttmann, S.; Hennings, Emmy; Hoddis, Jakob van; Huelsenbeck, Richard; Hasenclever, Walter; Jung, Franz; Mühsam, Erich; Lasker-Schüler, Else; Lichtenstein, R.; Musil, Robert; Rubiner, Ludwig; Schickele, P.; Unger, E.
Reprint: Revolution. Zweiwochenschrift. Verantwortl. für Hrsg. und Schriftl.: Hans Leybold und Franz Jung. Repr. der Ausg. Jg.1. 1913, München Bachmair. Nendeln/Liechtenstein: Kraus, 1969. 20 Bl. in Mappe
Standort: SBPK-PS Berlin: 1913 (R) : SIGN.: 4 Zsn 3779; ULB Düsseldorf: 1.1913 (Repr.) : SIGN.: 00 / Z 2279 (4) u. 1.1913 (Repr.) : SIGN.: 30 / ger z r 220; UB Essen: 1.1913 : SIGN.: 11/04 Z 68; SUB Frankfurt a.M.: 1.1913 : SIGN.: 4 Z 5164 u. 1.1913-5.1913. (Nur f.d. Lesesaal) : SIGN.: Zsq 8644 FGUB Hagen: 1.1913 (Repr. 1983) : SIGN.: ZZB / RVO; USB Köln: 1913,1-5 : SIGN.: M CP 04897 u. 1913,1-5 : SIGN.: M Bibl. Wolff FOL 00219; UB Konstanz: 1.1913 Nr.1-5 : SIGN.: ger 2/r 34; PH Ludwigsburg: 1.1913,1-5 : SIGN.: Spra 2ab Rev; UB Mannheim: 1913,1-5 (Repr. 1969) : SIGN.: Z 8982; ULB Saarbrücken: 1.1913, Nr.1-5 : SIGN.: 4 Z 2649; UB Trier: 1.1913 : SIGN.: 24/z 1245; UB Wuppertal: 1.1913,3u.5 : SIGN.: W 10 CINR 100
ZDB-Ident.: 208593
Literaturhinweise: Berg: Avantgarde und Anarchismus, S.101, 108-128, 149, 171, 447; Dada, S.21; Korte: Die Dadaisten, S. 15-16, 22; Kreuzer, S. 16; Lehnert, Herbert: Geschichte der deutschen Literatur, Bd.5: Vom Jugendstiel zum Expressionismus. Stuttgart, 1978. S.1029 ff.; Meyer: Dada, S. 195; Riha: Da Dada da war, S. 72; Sankt Ziegensack, S. 14, 28 (Repr. d. Titels. Nr.5), 426, 462; Scholz: Pinsel und Dolch, S.290-292, 297; Szittya: Kuriositätenkabinett, S. 281; Tendenzen der 20er Jahre <Kat.>, S. 3/65f., S. 3/73, Anm. 2, 3, 5]
Bibliographien: Tendenzen der 20er Jahre <Kat.>, S.3/152 <Kat.-Nr. 3/14>
Publikationsform: Zeitschrift
Libertärer Bezug: Vor-Dada; anarchistische Tendenzen
Bearbeitungsstand: 14.07.2001

(c) Projekt DadA, Libertad Verlag Berlin, Köln & Potsdam 2001

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